Prime Day 2025: Ruhiger Auftakt ins Q4

Der zweite Amazon Prime Day 2025 verlief überraschend verhalten, weniger Hype, weniger Umsatz, aber wertvolle Learnings. Statt Rabattschlacht stand Profitabilität im Fokus. Was bedeutet das für Marken und Händler? Wir zeigen, warum sich Zurückhaltung jetzt auszahlen kann und wie Sie die Erkenntnisse aus dem Prime Day gezielt für die Black Week und das Weihnachtsgeschäft nutzen können.
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27.10.25
Amazon Prime Day Recap: Kunden und Marken zurückhaltend

Am 7. und 8. Oktober hat der 2. Amazon Prime Day 2025 stattgefunden.

Was wir direkt gemerkt haben: Die Prime Days verliefen deutlich ruhiger als in der Vergangenheit. Unsere These: Kunden und Marken warten auf Black Week, Cyber Monday und das Weihnachtsgeschäft.

Wir schauen uns die wichtigsten Erkenntnisse an und geben einen Ausblick darauf, was Marken und Händler aus dem Prime Day für die Black Week und das Weihnachtsgeschäft mitnehmen sollten.

1. Verhaltener Start: Schwächere Performance als erwartet

Viele Seller zeigten sich enttäuscht über die diesjährigen Ergebnisse. Zahlreiche Marken blieben unter einem dreifachen Umsatz-Multiple im Vergleich zu regulären Verkaufstagen, was einen deutlichen Rückgang im Vergleich zu früheren Prime Days darstellt.

Vor allem große Marken verzeichneten keine nennenswerten Ausschläge, während kleinere Händler mit gezielten Angeboten teilweise Umsatzmultiples von über 10 erreichten. Dadurch konnten sie sich eine starke Ausgangsbasis für das vierte Quartal sichern.

Der erste Tag des Prime Days schnitt klar besser ab als der zweite. Besonders die Abendstunden brachten die höchsten Conversion Rates. Marken, die ihre Deals zu spät starteten oder nur geringe Rabatte einsetzten, sahen kaum Bewegung.

2. Welche Produktkategorien performten und welche nicht

Ein überraschendes Ergebnis zeigte sich bei den Kategorien. Während Technik und Elektronik deutlich an Stärke verloren, konnten Bereiche wie Haushalt, Küche und Beauty überdurchschnittlich gut performen.

Viele Kundinnen und Kunden nutzten den Prime Day eher für praktische Käufe statt für größere Anschaffungen. Marken mit neuen Seller-Accounts profitierten besonders stark, da sie durch die Algorithmus-Boosts des Events zusätzliche Sichtbarkeit erhielten.

Fashion- und Non-Food-Produkte hingegen erzielten geringere Absätze. Das lag vor allem an der geringeren Sichtbarkeit des Events und am bewussten Kaufaufschub vieler Konsumenten.

3. Profitabilität statt Rabattschlacht

Ein zentrales Learning: Marken, die auf Profitabilität statt kurzfristiger Umsatz Peaks gesetzt haben, gehörten zu den Gewinnern. Statt aggressive Preisnachlässe zu gewähren, konzentrierten sie sich auf guten Profit. Das hatte auch einen direkten Effekt auf das Kaufverhalten der Kunden: Vielen Konsumenten fehlten die großen Deals. Die Folge: Auch die Konsumenten hielten sich mit den großen Einkäufen zurück. Das jetzt gesparte Budget könnte sich zunehmend auf die Black Week und das Weihnachtsgeschäft verschieben. Der Prime Day wurde damit weniger zum Kaufrausch, sondern eher zum Testfeld für Strategien und Werbekonzepte.

4. Sichtbarkeit als Schwachpunkt: Prime Day unter dem Radar

Ein wesentlicher Grund für die schwächere Performance lag in der geringeren öffentlichen Wahrnehmung.

Während das Sommer-Event 2024 noch intensiv über TV, Social Media und externe Kampagnen beworben wurde, konzentrierte sich Amazon in diesem Jahr fast ausschließlich auf Kommunikation innerhalb der Prime-App.

Viele Konsumentinnen und Konsumenten wussten daher gar nichts von dem Sales-Event. Das führte bei einigen großen Marken zu bis zu dreißig Prozent weniger Umsatz und Traffic im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt deutlich, wie wichtig kanalübergreifende Sichtbarkeit bleibt.

Auch ein Blick auf andere Märkte verdeutlicht diesen Unterschied. In den USA und im Vereinigten Königreich wurde der Prime Day stärker beworben, was sich auch in besseren Ergebnissen widerspiegelte. In Deutschland blieb die Aufmerksamkeit deutlich geringer.

4. Learnings für Black Friday und das Weihnachtsgeschäft

Die Prime Days 2025 liefern eine ganze Reihe an Learnings, die Marken jetzt für die kommenden Wochen nutzen sollten: 

✅ Timing optimieren: Die heiße Dealphase beginnt erst zur Black Week. Marken sollten dort ihre stärksten Angebote platzieren. Mit 0815 Rabatten wird hier niemand etwas reißen.

✅ Profitabilität im Fokus: Rabatte nur dort einsetzen, wo sie strategisch sinnvoll sind und wo man sie sich leisten kann.

✅ Personalisierte Kommunikation: Retargeting, Brand Tailored Ads und Coupons sind effizienter als breite, ungezielte Kampagnen. 

✅ Cross-Channel-Marketing ausbauen: Nur wer über Amazon hinaus kommuniziert, maximiert Reichweite und Aufmerksamkeit. 

Erfolgreiche Strategien und Best Practices

Trotz des verhaltenen Gesamtbildes gab es einige Strategien, die besonders gut funktionierten:

  • Brand Tailored Ads in der Vor- und Nachlaufphase, insbesondere bei Warenkorbabbrechern, halfen dabei, potenzielle Käuferinnen und Käufer gezielt zurückzugewinnen.
  • Coupons und Streichpreise erzielten bessere Ergebnisse als klassische „Top Deals“.
  • Kombinationen aus moderaten Rabatten und gezielten Sponsored Ads Kampagnen führten zu stabileren Margen und einer besseren Profitabilität
  • EPR-Preise und eine saubere Produktdatenpflege sorgten für gleichmäßigere Klick- und Conversion-Raten.

FAZIT:

Der Prime Day als Testlabor für Q4

Der Prime Day 2025 war kein Misserfolg, aber er hat seine Rolle verändert. Statt eines reinen Umsatztreibers fungiert das Event zunehmend als strategisches Zwischenziel. Marken, die das erkennen, können ihre Kampagnen datenbasiert optimieren, ihr Sortiment vorbereiten und ihre Zielgruppen segmentieren. Während große Marken auf Routine setzten, nutzten viele kleinere Händler die Chance, Aufmerksamkeit zu gewinnen und sich für das vierte Quartal stark zu positionieren. Der eigentliche Höhepunkt steht aber erst bevor: In der Black Week und im Weihnachtsgeschäft wird sich zeigen, wer die Learnings aus dem Prime Day konsequent umgesetzt hat.